Wir sind alle mehr oder weniger von dieser plötzlich aufkommenden Krise seit März 2020 betroffen. Nur wie gehen wir mit der Situation um? Nicht nur im privaten Bereich gibt es Einschränkungen und neue kreative Lösungsansätze. Auch in der Arbeitswelt hat sich 2020 einiges getan!

Dazu möchten wir euch heute einen kleinen Einblick in das Unternehmen, den Ausbildungsverbund Lüneburg e.V. geben. Wer das Unternehmen noch nicht kennt, kann sich auf der Website: https://www.alü.de näher informieren.

Eines sei gesagt, es ist eines unserer Favoritenunternehmen, hier in der Region Lüneburg!


Stellen Sie sich gern einmal vor. Wer sind Sie (Position & Aufgaben) und wie ist das Unternehmen ALÜ aufgestellt?

Ich bin Vivien Saatmann, Sachbearbeiterin beim ALÜ und bin seit 2012 mit im Team. Ich bin insbesondere für das Bewerbermanagement und die Ausbildung im Büro-Bereich zuständig. Ich habe damals die Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation absolviert.

Seit zwanzig Jahren hilft der Ausbildungsverbund Lüneburg e.V. (ALÜ) kleinen und mittelständischen Betrieben im IT-, gewerblich-technischen -, Lager- und Büro-Bereich Auszubildende und so Nachwuchs für die Region zu generieren. Namhafte Unternehmen wie die Sparkasse Lüneburg, Stadt Lüneburg, Volksbank Lüneburger Heide eG, DE-VAU-GE Gesundkostwerk GmbH und viele weitere bilden schon erfolgreich über uns aus. Mittlerweile vermitteln wir Auszubildende an unsere Mitgliedsbetriebe in den Landkreisen Lüneburg, Winsen-Luhe, Lüchow-Dannenberg, Samtgemeinde Elbtalaue und Uelzen. Mit unseren über 70 Auszubildenden sind wir einer der größten Ausbilder in der Region. Wir unterstützen die Betriebe bei der Auswahl und Betreuung der Auszubildenden. Darüber hinaus bieten wir zusätzliche Schulungen an, zum Beispiel im Bereich Schlüsselqualifikationen und bereiten unsere Auszubildenden gründlich auf die Zwischen- und Abschlussprüfungen vor. Wir sind stolz darauf, das achte Mal in Folge Azubis in der Bestenehrung der IHK zu haben.

Wie geht es Ihnen gerade in Bezug auf die neuen Herausforderungen bzgl. der Corona-Situation und deren Auswirkungen?

Wie in so vielen Bereichen hat sich auch bei uns im Unternehmen Vieles verkompliziert und am Anfang von Corona waren wir auch sehr verunsichert. Im IT bzw. Büro-Bereich hatten wir während des Lockdowns weniger Schwierigkeiten Auszubildende sinnvoll zu beschäftigen, im gewerblich-technischen Bereich sah es erst einmal anders aus. Durch „Zoom“-Meetings haben wir Prüfungsvorbereitungen vorgezogen oder theoretische Fachkenntnisse vertieft und Schulstoff versucht beizubringen.

Jetzt versuchen wir gerade, Corona als Chance zu sehen – was uns mal mehr, mal weniger gelingt. Leider bedeutet Corona für uns auch große Hürden in Bezug auf die Ausbildungszahlen.

Wie werden bisherige Abläufe neugestaltet oder umgeplant?

Wir prüfen gerade, inwieweit wir Schulungen für unsere Azubis digitalisieren. Auch Vorstellungsgespräche werden vermehrt über „Zoom“ abgehalten.

Werden in diesem Jahr weniger Ausbildungsplätze angeboten?

Unsere Mitgliedsbetriebe haben tatsächlich freie Ausbildungsplätze zurückgezogen oder gar nicht ausgebildet. Das tut uns natürlich weh, da unser Konzept auf Bewerber und Ausbildungsplätze aufbaut. Fällt eines der beiden Standbeine weg oder beide, steht unser Verbundsystem in Gefahr.

Wie werden alle Azubi Abschluss –Jahrgänge begleitet? Online? Prüfungen etc.?

Die Prüfungsvorbereitung in der IT wird seit Jahren als Webinar angeboten. In anderen Berufen gibt es die derzeit nur im Präsenzunterricht. Prüfungsvorbereitung zählt bei uns zu den Schulungen und auch da schauen wir, wie wir es als Webinar anbieten können.

Wie war der Ausbildungsstart in diesem Jahr?

Holprig. Es war lange nicht klar, wie die Ausbildung starten kann und wie die Berufsschule beginnen soll. Beim Lockdown befanden sich viele unserer Azubis im Homeoffice. Auch die Kurzarbeit stellt eine große Hürde dar. Viele Betriebe haben Ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Wie kann denn da eine qualitativ hochwertige Ausbildung angeboten werden? Wir sind mittlerweile ganz gut aufgestellt und müssen nur noch kleine Feinheiten ausarbeiten.

Welche Änderungen ergeben sich für die Unternehmens- und Azubiseite?

Unternehmen müssen sich schnell auf die Digitalisierung umstellen. Einige hatten die Digitalisierung noch weit von sich weggeschoben und sich nicht damit auseinandergesetzt. Jetzt werden sie gezwungen – ob sie wollen oder nicht.

Azubis müssen eigenständiger arbeiten. Teilweise werden ihnen Aufgaben gegeben, die sie dann selbst Zuhause erarbeiten müssen. Hier ist Selbstmanagement ein großes Thema. Ich habe aber das Gefühl, dass die Azubis besser mit der Corona-Situation zurechtkommen als manche Unternehmen.

Wie ist die Bereitschaft von beiden Seiten mit neuen Maßnahmen umzugehen?

Die Azubis sind sehr entspannt. Digitalisierung scheint kein großes Problem zu sein. Manchmal müssen wir an das Verständnis an die Einhaltung der Hygienevorschriften insbesondere in der Berufsschule appellieren. Das ist, glaube ich, aber ein gesellschaftliches Problem, da einfach Unsicherheiten bestehen und vielleicht auch die Angst vor Corona schwindet - da werden dann Dinge wie das Maske-tragen etc. als Einschnitt gesehen. Auf Unternehmensseite fällt die Digitalisierung immer noch schwer – aber es führt kein Weg daran vorbei. Da wir eng mit unseren Mitgliedsbetrieben zusammenarbeiten, fällt ein großer Teil der Organisation und Umstrukturierung in Bezug auf die Ausbildung auf uns. In den Betrieben herrschen sehr strenge Hygienevorschriften.

Welche Chancen ergeben sich durch die Situation mit Corona?

Ganz klar die Digitalisierung. Der Standort Deutschland hat sich bisher sehr schwergetan mit dem Thema. In Ländern, in denen die Digitalisierung weit fortgeschritten ist, gab es eindeutig weniger Probleme und die Umstellung fiel kaum auf. Unter die Digitalisierung fallen für mich flexible Arbeitszeiten, keine festgelegten Arbeitsorte, Vernetzung über das Internet und, und, und.

Zukunftsfrage: Wie lange schätzen Sie, wird die Corona-Krise andauern?

Das ist eine schwierige Frage. Die steigenden Zahlen in Hamburg zeigen, dass wir noch lange nicht durch sind mit dem Thema. Ich glaube nicht, dass es noch einmal zu einem Lockdown kommt, da es wirtschaftlich eine Katastrophe wäre - Vielleicht kommt es zu verschärften Kontaktverboten und Maskenpflicht in allen öffentlichen Räumen. Bis Mai 2021 gehe ich nicht von einer Besserung aus.

Welche Alternativen nutzen Sie nun im Unternehmen, um neue Auszubildende an Bord zu holen?

Noch keine. Instagram haben wir vorab schon für uns genutzt. Die besten Ergebnisse erzielten wir bisher auf Messen und in Schulbesuchen, um auf den ALÜ aufmerksam zu machen. Das fällt größtenteils weg. Da benötigen wir dringend Alternativen, die wir aber noch nicht herausgearbeitet haben. Wir erarbeiten gerade mit Ihnen, berry2b, ein Konzept für ein Webinar, das an Eltern gerichtet wird. Das wird eine spannende Geschichte und ein ganz neues Konzept für uns.

Kommen wir nun zur letzten Frage - Was ist das für Sie bisher größte Learning aus dem Jahr 2020?

Alteingesessene Strukturen sollten nicht in Stein gemeißelt sein, dass erleichtert unvorhergesehene Ereignisse und erhält die Flexibilität. Corona hat große Schwächen in unserem System offenbart. Ein immer wiederkehrendes Thema: Schulen haben einen großen Nachholbedarf. Und für jeden, der es eventuell noch nicht verstanden hat – Digitalisierung muss man sich groß auf die Fahne schreiben und sollte das Thema 2020 sein!


Wir sagen ganz lieben Dank an den Ausbildungsverband Lüneburg, an Frau Saatmann und wünschen allen weiterhin einen erfolgreichen und kreativen Jahresabschluss 2020.

 

Das berry2b Team!

Über die Autorinnen:

Vivien Saatmann

...ist Sachbearbeiterin und Ausbilderin beim Ausbildungsverbund Lüneburg e.V. (ALÜ)

Katherine Schebesch 

...ist Marketing Managerin bei berry2b und Ansprechpartnerin für Schulen